Würdiger und geliebter Bruder Meister,

 

wir möchten Ihnen mit dieser kleinen Merk­schrift die Stellung des Inneren Orients im „System“ der großen Loge Royal York zur Freundschaft erläutern.

Am Anfang steht selbstverständlich die Frage, warum wir nach dem Meistergrad überhaupt noch ein weiteres Ritual benötigen. Handelt es sich bei dem, was nach dem Meistergrad überhaupt noch folgen könnte, um weitere Grade, um Erkenntnisstufen oder nur um Vertiefungen dieses höchsten freimaureri­schen Strebens nach Moralität und nach Achtung der menschlichen Würde?

Das Ritual des Inneren Orients umreißt dessen Aufgabenstellung vorsichtig wie folgt:

„Sie sind jetzt in die Vereinigung eingetreten, die Sie verpflichtet, an der Fortentwicklung der Maurerei nach der Lehrart der Großen Loge Royal York zur Freundschaft, mit uns zu arbeiten, und Sie auch be­rechtigt, an den Schotten- und St. Andreas-Logen in den Systemen der beiden anderen altpreußischen Groß-Logen teilzunehmen.

Auf dieser Stufe darf es für Sie in der Königlichen Kunst bei uns kein Geheimnis geben, dessen Enthüllung zu begehren Sie nicht ein Recht hätten, so wie Ihre mit Ihnen auf derselben Stufe stehenden Brüder die Pflicht anerkennen, Ihnen kräftig zu helfen, sobald dies Begehren zu wirklichem Bestreben sich erhebt. Das aber muss es, wenn Sie finden wollen, wonach Sie so lange gesucht; denn nur durch das eigene Bestreben kann der von außen gebotene Stoff zu unserem lebendigen und wahren geistigen Eigentum werden.

Wir erblicken in der Gemeinschaft der Inneren Oriente zunächst eine Vereinigung erfahrener und bewährter Meister, die über die Fort­bildung der maurerischen Lehre und des maurerischen Gebrauch­­tums sich in gemeinsamer Arbeit beraten. Diese gemeinsame Arbeit hat vor allen Dingen die Aufgabe, das Wesen der Maurerei gegenüber allen übrigen ethischen, religiösen Gemein­schaften klar zu bestimmen und Alles fernzuhalten, was diesem innersten Wesen fremd ist.“

Ist der Innere Orient also so etwas wie eine großlogeninterne Forschungsloge? Während die Forschungslogen in der Regel Obedienz übergreifend sind, könnte es nach dieser Lesart die Aufgabe des Inneren Orients sein, die Fortentwicklung der Maurerei nach der Lehrart der Großen Loge Royal York zur Freundschaft zu betreiben. Doch was ist diese spezielle Lehrart? Haben auch wir ein „System“, ein Lehrgebäude in der Art des Freimaurerordens oder des Schottischen Ritus? Oder haben wir wenigstens einen inhaltlichen Aufbau von Erkenntnisstufen ähnlich dem Gebäude der National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln? Die eingefleischten Gegner jeglicher über die Johannisgrade hinaus­ge­hen­den Ausweitung der Freimaurerei werden uns schon hier ein entrüstetes „Nein!“ entgegenschleudern. Der Bezug auf den vielfach in unseren Ritualen und Schriften enthaltenen Hinweis, dass der Innere und erst recht der Innerste Orient freimaurerisch nichts Neues enthalten sollen, scheint ihnen sogar recht zu geben.

Auf diese Frage möchten wir mit dieser Merkschrift etwas tiefer eingehen. Vielleicht gelingt es uns ja, Ihnen wenigstens ein qualifiziertes „Jein“ abzuringen, falls Sie auch zu den überzeugten Vertretern dieser Meinung gehören. Wir sind der Auffassung, dass mit dem Ritual des Inneren Orients noch eine zusätzliche Harfe angestimmt wird, die dem Klang der Brüderlichkeit auch in Ihrem Herzen und in Ihrer Seele einen weiteren Ton verleihen könnte.

Lassen Sie uns den Weg eines Bruders Freimaurer in unserer Lehrart rekapi­tu­lieren. Vielleicht erhalten wir am Ende dieses Exkurses eine festere Überzeu­gung davon, ob ein System – und wenn ja, welches – hinter unserer Lehrart liegt.

Als freier Mann von gutem Ruf klopften wir an die Pforten unserer jeweiligen Bauhütte. Dies unterscheidet uns nicht von anderen Lehrarten der Freimau­re­rei. Lange Zeit gehörten wir aber – jedenfalls in Deutschland – zu den weni­gen, die unter dem guten Ruf nicht auch ein bestimmtes religiöses Bekenntnis verstanden. Der Verzicht auf das Bekenntnis zu einer bestimmten Religions­ge­meinschaft oder sogar zu überhaupt einer Religion bedeutet jedoch nicht, dass die Inhalte der Religiosität oder zumindest der Metaphysik aus unserer Lehrart vollständig verbannt seien. Der flammende Stern in der Gesellenloge und die Hiram-Legende im Meistergrad sind ein bered­tes Zeugnis für das Gegenteil.

Aber der konsequente Fokus auf die weder allgemeinphilosophisch noch maso­nisch bestreitbare Tatsache einer nie endenden Suche nach der Wahrheit hindert uns gerade in unserer Lehrart daran, an irgendeinem Punkte in einer dogma­tischen Verengung hängen zu bleiben. Das gilt nicht nur gegenüber religiösen oder ideologischen Dogmen, sondern auch gegen­über dem heute immer stärker um sich greifenden Dogma eines platten mate­ria­listischen Naturalismus. Öffnen wollen wir unsere Antennen für die inner­sten Zusammen­hän­ge von Raum, Zeit und der unendlichen Kraft, die in ihnen wirkt. Las­­sen Sie uns die einzelnen Schritte betrachten, die uns in unserer Lehrart zur Vervollkommnung unserer Arbeit am rauhen Stein führen.

„Suche das Göttliche in Dir,“ sagen die Yogi. „Suche Dein mensch­liches Potential in Dir!“ fordern wir Freimaurer unsere Lehrlinge in der ersten Stufe unserer Suche nach dem Wesen des Menschen auf. Dies ist nicht deckungs­gleich. Aber wollen wir etwa mit unserer Aufforderung zur Suche nach dem Humanum sagen, dass der Lehr­ling das Göttliche in sich gefälligst hierbei außen vor zu lassen habe, wie es ihm Materialisten und Existen­tia­li­sten als Denkverbot aufer­le­gen? Allerdings sprechen wir in der Johannisloge nicht von Gott, sondern vom Großen Baumeister aller Welten, manchmal auch vom dreifach großen oder vom allmächtigen Baumeister aller Welten. In dieser Metapher ist beides enthalten, die sinnlich wahrnehmbare Gestalt der uns umgebenden und sogar unserer eigenen Natur und dasjenige, was die Welt im Innersten zusammenhält, wie unser Bruder Goethe es so schön ausdrückte.

Schon im Lehrlingsgrad ist also beides vorhanden, unsere materielle Außenseite und unsere metaphysische Innenseite. Warum ist diese Innenseite metaphysisch? Weil sich das Potential des Menschen nicht aus der Zusam­men­setzung seiner Atome, seiner Zellen, seiner Organe oder seiner Glieder erklären lässt, sondern nur aus der bestimmten Art und Weise, in der er seinen Platz in der Welt erhalten hat. Wir können uns das ent­ste­hungs­ge­schicht­lich vorstellen. Gerade waren wir noch etwas intelligentere Affen, dann kam der qua­li­tative Sprung – und juchei, homo sapiens sapiens war geboren. Da­zwi­schen lagen vielleicht ein paar hunderttausend Jahre Ent­wick­lungs­­ge­schich­te, aber was sind die schon im Verhältnis zur Ewigkeit?

Wichtig ist, dass aus dem System der kosmischen Zusammenhänge die objektive Möglichkeit der Schöpfung des Menschen entstanden war, die sich dann irgendwann realisierte. Aber das Neue ist ja nicht das Gewesene. Es geht also nicht darum, den Sinn des Unter­ge­gan­ge­nen zu erkennen, sondern den Sinn des Neuen, das mit der Gattung Mensch in die Welt getreten ist. Wenn wir uns nur aus unse­rem tierischen Ursprung heraus betrachteten, dann läge der Sinn unserer Existenz nur in der Schaffung von Lebensraum für unsere Gattung. Diese uns weiterhin anhaftende tierische Seite unserer Existenz sollten wir allerdings nie aus den Augen verlieren. Denn erst kommt das Fressen, und dann kommt die Moral, wie Bert Brecht es so treffend ausdrückte. Aber das sollte alles gewesen sein? Kümmert es uns wirklich nur als Luxusproblem, was wir mit unserer gewon­ne­nen Freizeit anfangen können, wenn die Mühsal des Tages von uns abfällt?

Wenn wir unsere „höhere“ Aufgabe wie im profanen Verständnis nur darin sähen, uns in unserer Freizeit zu bespaßen, dann sollten wir diese ehrwürdige Gesellschaft der Freimaurer schnellstens auflösen. Denn der Spaßfaktor unse­rer Veranstaltungen ist in der Welt der neuen Medien nicht mehr konkur­renz­fähig. Was uns als Freimaurer zusammenführt, ist ein tieferes Ringen um die Erkenntnis des menschlichen Wesens. Und dieses tiefere Ringen führt uns über die naturalistischen Aspekte der sinnlich wahr­nehm­ba­ren Außenseite des Neuen, das mit dem Menschen in die Welt getreten ist, hinaus auf die metaphysische Innenseite dieses Prozesses, die wir nur gedanklich erschließen können. Zur Unterstüt­zung der gedanklichen Erschlie­ßung benutzen wir Freimaurer unsere Sym­bole und Rituale, deren Verwendung wir zusammengefasst als die Königliche Kunst bezeichnen. So ist im Lehrlings­grad eigentlich schon der gesamte Inhalt der Freimaurerei vollständig enthalten. Dieser Inhalt der Suche nach dem Wesen unserer Menschlichkeit endet nie und stellt den Kernbestand freimaurerischen Handelns dar. Die Tatsache, dass in allen „Hochgradsystemen“ die höchsten Abteilungen wieder mit einem weißen Schurz ausgestattet werden, trägt diesem Umstand angemessene Rechnung.

Mit dieser uns als Menschen und als Freimaurer lebenslänglich begleitenden Aufgabe der Suche nach dem Inhalt unserer eigenen Menschlichkeit sind wir aber nicht allein. Schon geboren wurden wir als gesell­schaftliche Wesen. Ohne unseren familiären, urbanen, regionalen, nationalen und inzwischen auch internationalen Zusammenhang wären wir gar nicht lebens­fähig. Dieselben Fragen, für die uns die Königliche Kunst öffnen möchte, stellen sich allen Menschen. Der Gesellengrad erschließt das Thema der Vergesell­schaftung in Anknüpfung an die Hand­werkstradition des reisen­den Gesellen. Hier lernen wir die weltumspannende Bruder­kette kennen und ahnen, was die Verlässlichkeit eines Bruders Wort bedeuten kann, wenn er mein drittes und viertes Ohr, mein drittes und viertes Auge, meine dritte und vierte Hand und schließlich mein kongenialer Denkapparat wird. Natürlich kommt auch bei uns Ehrpusseligkeit und Zwist vor. Aber das Prinzip der gelebten Brüderlichkeit zeigt uns den besseren Weg zur Erreichung unserer eigenen Menschlichkeit. So entsteht aus einem bloßen Nebeneinander echte Nächstenliebe, das metaphysische Gegenstück zur Vergesellschaftung.

Das Gesetz nur kann uns Freiheit geben. Dieser scheinbar widersinnige Satz unseres Bruders Goethe führt uns auf die nächste Stufe unseres dialektischen Zusammenhangs. Wir erleben die Gesetze erst einmal als Einschränkungen, die staatlichen Gesetze und Verordnungen noch stärker als die Naturgesetze, deren Gnadenlosigkeit wir hinzunehmen gelernt haben. Aber bei den anderen, von Menschen gemachten Gesetzen, da muss doch eine Ausnahme möglich sein?! Doch Vorsicht! Als Gesellen haben wir ja gelernt, dass wir ohne unseren Nächsten und ohne unseren gesellschaftlichen Zusammenhang den Weg zur Entdeckung und Vervollkommnung unserer eigenen Menschlichkeit verfehlen werden. Jahrtausende waren erforderlich, um aus den Horden von Familien­ver­bänden regional und überregional verankerte Gesellschaften entstehen zu lassen. Viele Jahrhunderte mussten danach noch vergehen, um aus den regionalen Gesellschaften die ersten Weltreiche entstehen zu lassen, die eine höhere Integrationsleistung erforderten als die Klein- und Stadt­staaten. Immer wieder zerfielen die großen Reiche, weil ihre materielle, ideelle und rechtliche Integra­tionskraft nicht ausreichte, die inneren Fliehkräfte und äußeren Angriffe zu überwinden.

Heute zwingen uns die globalen Auswirkungen regionaler und nationaler Konflikte zunehmend, den Weltfrieden zu suchen. Und dieser kann letztlich nur erreicht werden, wenn sich alle Beteiligten unter den Schutz eines gemein­samen Gesetzes stellen, das zwischen ihnen ausgehandelt wird. So schafft erst das Gesetz die Freiheit von den Unbilden des in den wider­sprüch­lichen Verhältnissen der Völker zueinander begründeten Zwistes. Wie im Großen, so im Kleinen. Wie wohltuend ist es da, sich einer Gemeinschaft anzuschließen, die von vornherein die gesamte Menschheit als eine Weltbruderkette denkt, die über die einzelne Zwistigkeit hinaus das gemeinsame Streben nach höchster Moralität, nach Setzung weltumspannender Maßstäbe für die zwi­schen­menschlichen Beziehungen zu ihrer Hauptaufgabe erklärt.

Im Meistergrad schließt sich die Analogie zum Handwerk. Der Meister hat die Gesetze der Natur und der Gesellschaft zu beachten, um die Arbeiten für ein in jeder Hinsicht gesetzmäßiges Werk gerecht anzuordnen. Werkgerecht meint hierbei die angemessene Ausrich­tung auf die äußeren Bestimmungen und Erfordernis­se einerseits, aber auch auf die inneren Möglichkeiten und Fertigkeiten der zur Ver­fü­gung stehenden Werkleute anderseits. So gelangen die kosmi­schen und gesellschaftlichen Verhältnisse als Werkstoffe und die Subjekthaftigkeit unserer Brüder als deren Verarbeitungspotential in das Innere unserer Bauhütten. Neben den Großen Baumeister der ganzen Welt, der uns die Materialien und Aufgaben, aber auch die Lö­sungsmöglichkeiten an die Hand gibt, tritt selbstbewusst der Meister, der die Aufgabe annimmt und die Arbeiten anordnet. Meta­phy­sisch betrachtet hat der freie Mann von gutem Ruf nunmehr seine Gotteskindschaft angetreten, seine angeborene Kreativität zur Nach­folge des Großen Bau­mei­sters in die Gesetzmäßigkeit fortent­wickelt. Das noch ungeordnete Reich des subjektiven Vermögens wird zur inneren Ordnung innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung und diese wiederum innerhalb der kosmischen Ordnung. So bewahrheitet sich im alltäglichen, bewussten und gesellschaft­lich abgestimmten Handeln die uns verheißene Metapher, dass er – wen auch immer wir uns mit unseren unzureichenden intellektuellen Mitteln darunter vorstellen – uns nach seinem Bilde geschaffen habe.

Doch das ist nicht der Schluss der Geschichte. Denn die innere Ordnung des Meisters kennzeichnet zwar seine Individualität, aber sie ist nicht unabhängig von den Funktionsweisen der kosmischen Verhältnisse. Jedes Individuum funktioniert nicht nur in seinem Inneren nach denselben kosmischen Gesetzen, es erhält auch seine Individualität erst durch sein höchstpersön­liches Verhältnis zu der Gesamtheit dieser kosmischen Verhältnisse. Neben den Aspekt der vergesellschafteten, materiellen und intellektuellen Bewälti­gung des Lebens tritt daher der Aspekt der Seele.

Diese Seele hat keine eigene Substanz. Sie ist weder ein Organ noch ein Körper neben dem Körper. Sie ist nur das kosmische Kleid unseres natürlichen Körpers, ein Kleid aus kosmischen Verhältnis­sen, das ein ideelles Zentrum in unserer Mitte ausbildet. Wir spüren dieses Zentrum bei Seelenschmerz. Die „alten“ Griechen behaupteten deshalb den Sitz der Seele als über dem Zwerchfell liegend. So lernen wir im Schmerz den Unterschied kennen zwischen der höchsten Moralität und der Ethik. Die höchste Moralität ist die bestmögliche Abstim­mung unserer Mitmenschlichkeit, Ethik aber ist unsere bestmögliche, höchstpersönliche Einbindung in die kosmischen Ver­hält­nisse. Verstöße gegen die Moralität ziehen gesellschaftliche Be­stra­fung nach sich, Verstöße gegen die Ethik aber machen krank. Das Erkennen dessen, was krankmacht, und wie wir solche seeli­schen Krankheiten vermeiden können, das ist ein eigener Erkennt­nis­gegenstand, der über die höchste Moralität hinausgeht.

Als Metatheorie von Moral setzt die Ethik zugleich Maßstäbe für die Beur­tei­lung einzelner Zumutungen, die die Moralität den in sie eingebun­denen Individuen stellt. Es müssen schon wesentliche Werte des gesellschaft­lichen Zusammenhangs auf dem Spiel stehen, um den in ihn Eingebundenen Krank­heit oder sogar den Tod abzu­for­dern. Dieser Aspekt kann hier nur angedeutet werden. Wir finden ihn in der christlichen Mahnung wieder, was es uns nützen würde, wenn wir die ganze Welt gewönnen und nähmen doch Schaden an unserer Seele. Aus der Tatsache, dass der Innere Orient im Kern diese Mah­nung aufgreift, haben unsere Altvorderen geschlossen, dass nur ein christlich denkender Bruder Mitglied im Inneren Orient werden könne. Das ist aber nicht richtig. Der Innere Orient bearbeitet das Problem aus der Sicht christlich denkender Menschen, weil unsere Altvorderen es nicht anders ausdrücken konnten. Das heißt aber nicht, dass jemand erst Christ sein muss, um sich mit dem objektiven Problem des Seelenheils auseinanderzusetzen. Psy­cho­logen und Psychiater versuchen dies täglich, mögen sie auch wegen der Leug­nung metaphysischer Grundlagen ihren Gegenstand manchmal verfehlen. Wir im Inneren Orient haben einen anderen, auf Symbole und Rituale ausgerichteten Zugang, der aber ebenso wenig ein christliches Dogma voraussetzt wie die psychologisch-psychiatrische oder philosophisch-metaphysische Bear­bei­tung dieses Erkenntnisgegen­stan­des. Das Besuchen der Schotten- bzw. Andreaslogen und das damit verbundene Erleben anderer Rituale erweitert unseren Zugang um christliche Elemente.

Bei den Aufgaben des Freimaurerlehrlings hatten wir noch feststellen müssen, dass die Aufforderung zur Entdeckung des Göttlichen in uns nicht deckungsgleich sei mit der Aufforderung zur Entdeckung unseres menschlichen Potentials. Durch die Einbeziehung der Seele in diese Fragestellung, selbst in ihrer hier nur angedeu­te­ten meta­phy­­sischen Definition, schieben sich die religiöse und die natu­ralistisch-persönlichkeitstheoretische Fragestellung übereinander und vereinen sich in ihrem kosmischen Wesen. Diese Vereinigung bezeichnen wir als die Suche nach unserem Inneren Licht. Sie führt uns von der Schmerz­be­freiung unserer Seele dann weiter zu ihrer Gestaltung. Dieser letzte Schritt wäre dann allerdings noch eine weitere, abschließende Stufe der Aufgabe, die uns unser Lebensweg als Gesamtkomposition stellt. Ob wir auch diese Frage im Inneren Orient bearbeiten können, ist noch nicht ausgemacht. Unsere Altvorderen sind wohl eher davon aus­ge­gangen, dass diese weitere Suche und die Gestaltung der Seele jedem Bruder in seiner Religions­ge­meinschaft anheimzustellen sei.

Wir hoffen, Sie mit dieser kleinen Zusammenfassung sensibilisiert zu haben für eine Vertiefung Ihres Strebens nach höchster Moralität, die den Übergang von der Mitmenschlichkeit zur Nächstenliebe aus­macht.

 

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